Wer bei einer Erkrankung schon mal beim Arzt war kennt das Prozedere: Bevor die Diagnose gemacht wird und mögliche Ursachen für die Beschwerden ermittelt werden, wird eine so genannte Anamnese durchgeführt. Der Arzt oder Therapeut geht dabei mit verschiedenen Fragen auf den Patienten ein und versucht dessen Krankengeschichte bestmöglich zu ermitteln. Dazu gehören beispielsweise Fragen nach Vorerkrankungen, Allergien, familiären Erkrankungen oder auch dem Sexualverhalten.
Das Ziel einer Anamnese ist die Erfassung der Krankengeschichte eines Patienten in Bezug auf seine aktuelle Erkrankung.
Inhalt
Was bedeutet Anamnese?
Anamnese bedeutet auf altgriechisch „Erinnerung“. Die meisten kennen das Wort wohl aus der Medizin, jedoch hat Anamnese auch andere Bedeutungen. In der Philosophie wird unter Anamnese die Erinnerung der Seele an die Zeit vor der Geburt verstanden. Im religiösen Kontext bezeichnet Anamnese eine bestimmte Art von Gebet während der Eucharistie.
Wann eine Anamnese durchführen?
Eine Anamnese steht zu Beginn jeder Diagnose. Sie bildet einen essentiellen Teil des Erstgesprächs mit einem Arzt. Eine Anamnese muss aber nicht unbedingt erst durchgeführt werden, wenn der Patient bereits unter den Schmerzen leidet. Auch um zukünftigen Erkrankungen vorzubeugen und beispielsweise bestimme Krankheitsmuster in der eigenen Geschichte zu erkennen, kann eine Anamnese hilfreich sein.
Welche Arten von Anamnese gibt es?
Es gibt die verschiedensten Formen der Anamnese, welche grundsätzlich nach dem Befragten, dem Gegenstand, dem Fokus und dem Fachgebiet gegliedert werden.
Anamnese nach dem Befragten
Es wird unterschieden zwischen einer Eigenanamnese und der Fremdanamnese. Bei der Eigenanamnese antwortet der Patient selbst. Vor allem bei Bewusstseinsstörungen oder wenn der Patient aus anderen Gründen nicht kommunikationsfähig ist dies nicht mehr möglich. In diesem Fall wird eine Fremdanamnese durchgeführt Angehörige und Beobachter geben die Antworten.
Anamnese nach Gegenstand
Es gibt die somatische Anamnese, die psychische Anamnese, die soziale Anamnese und die Familienanamnese.
Fragen nach dem körperlichen Gesundheitszustand des Patienten gehören zur somatischen Anamnese. Bei Fragen, die sich auf die Psyche des Patienten beziehen, spricht man von psychischer Anamnese.
Die soziale Anamnese beschäftigt sich mit dem gesellschaftlichen Umfeld des Patienten.
Oft sind Krankheiten genetisch bedingt. Das Risiko zum Ausbruch kann mittels einer Familienanamnese bestimmt werden.
Anamnese nach Fokus
Wenn die Fragen unmittelbar auf die Beschwerde des Patienten abzielen spricht man von einer Speziellen Anamnese. Soll eher die zusammenfassende Krankheitsgeschichte des Patienten erhoben werden, spricht von einer Allgemeinen Anamnese.
Anamnese nach Fachgebiet
Häufig wird die Anamnese auch anhand bestimmter Fachgebiete klassifiziert, zum Beispiel bei der gynäkologischen Anamnese oder der kardiologischen Anamnese.
Darüber hinaus gibt es noch viele verschiedene, sehr spezifische Formen der Anamnese, wie beispielsweise die Sexualanamnese, die Suchtanamnese oder die Reiseanamnese.
Welche Anamnesen machen für Läufer Sinn?
Bei Läufern wird in den allermeisten Fällen eine Eigenanamnese durchgeführt. Typisch für die Anamnese bei Läufern sind eine körperliche Anamnese und eine Ernährungsanamnese.
Auch die psychosoziale Anamnese oder die biografische Anamnese können interessant sein, um externe Faktoren zu untersuchen, die den Läufer zB. unter Druck setzen und damit mögliche Funktionsstörungen begünstigen.
Für Sportler und Laufbegeisterte läuft die Anamnese meist folgendermaßen ab: Der Betroffene schildert seine Beschwerden, wann und in welcher Form Schmerzen auftreten. Der Arzt führt eine genaue Lokalisation der Schmerzquelle durch. Dann werden Fragen beantwortet, welche sich auf den Patienten selbst oder auch sein Umfeld und die Bedingungen, unter denen er seinen Sport ausübt, beziehen.
Die Muskeln werden untersucht und es wird eine umfangreiche Trainingsanalyse durchgeführt. Die anatomischen Voraussetzungen werden überprüft. Persönliche Trainingsaufzeichnungen werden ausgewertet. Der Laufstil, die verwendete Ausrüstung und auch der Abrieb der Schuhe können zur Bewertung herangezogen werden. Erweiterte Methoden zur Leistungsdiagnostik sind ein Belastungs- EKG, die Erfassung des Blutdruckverhaltens beim Laufen und eine Lungenfunktionsdiagnostik.
Anschließend gibt der Arzt eine Diagnose und stellt mögliche Ursachen für die Beschwerde fest.
Im Optimalfall ist der Arzt auf Sportler spezialisiert und kann Vorschläge zur Optimierung des Trainings geben.
Dazu sei gesagt, die allermeisten Verletzungen bei Läufern resultieren aus Überlastungsschäden.
Die größten Einflussfaktoren für eine Schädigung durch Überlastung sind der Trainingsumfang und die -intensität. Insbesondere im Ausdauersport wird das Überschreiten der körperlichen Grenzen kultiviert. Dies ist Teil der Sache. Im Umkehreffekt werden dadurch oft Warnsignale so lange ignoriert, bis es zu ernsthaften Verletzungen kommt.
Besonders gefährlich sind chronische Mikroverletzungen. Am Anfang nur ein leichter Schmerz, gewöhnt man sich schnell daran. Diese Mikroverletzungen führen jedoch bei ausbleibender Behandlung zu einer lokalen Entzündungsreaktion zur Beseitigung des Gewebeschadens. Die Folge ist eine schmerzhafte Funktionsstörung, bei Läufern besonders häufig an den Knie- und Fußgelenken.
Zukunftsaussichten
Zurzeit ist der so genannte Anamnesebogen noch die geläufigste Form der Datenermittlung. Dieser bildet einen festen Bestandteil der Krankenakte und hat neben der medizinischen auch forensische Relevanz. Vermehrt werden von Ärzten und Kliniken jedoch auch Computersysteme eingesetzt, die die Angaben in digitaler Form erfassen.
In der Zukunft wird besonders die Entwicklung von künstlichen Intelligenzen zur Erhebung der Krankendaten interessant. Diese kann in Form von Chatbots durchgeführt werden, die die Antworten des Befragten mit bestehenden Daten vergleichen und erste Verdachtsdiagnosen durchführen können.
Damit wird die Anamnese unabhängig von Personalressourcen, was mehr Menschen Zugang zu ärztlichen Diagnosen verschafft.
Die verschiedenen Formen der Anamese sind so vielfältig wie die Erkrankungen. Grundsätzlich gilt: Wenn du Schmerzen spürst solltest du umgehend einen Arzt aufsuchen. Iim Optimalfall erhälst du ein paar hilfreiche Tipps zur gesundheitsschonenden Verbesserung deines Trainings. Im schlimmsten Fall gehst du schnellstmöglich auf die Ursachen deiner Schmerzen ein und vermeidest langfristige Folgeschäden.